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Steinmeier ruft in der Pandemie zum Zusammenhalt auf | DW Nachrichten

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Die Ansprache des Bundespräsidenten - sie klingt weit ernster als seine Worte vor zwölf Monaten, in seiner ersten Weihnachtsansprache in Pandemiezeiten. Damals hatte er mit einer zuversichtlichen Prognose geendet und einen Blick gewagt zwölf Monate voraus: "Wir dürfen uns darauf freuen, dass wir das nächste Weihnachten wieder so feiern, wie wir es lieben: im großen Kreis der Familie, mit unseren Freunden, mit Umarmungen und Gesang. Möge doch die Vorfreude darauf, uns diese außergewöhnlichen Feiertage verschönern helfen. Ihnen allen gesegnete Weihnachten!"
"Noch lange"
Und nun? Steinmeier ruft die Deutschen zum Durchhalten, zum Zusammenhalt und zum Vertrauen auf. Denn: "Die Pandemie wird nicht eines Tages vorbei sein. Sie wird uns noch lange beschäftigen."
Erneut dominiert bei der Ansprache dieses Thema: der Kampf gegen die Corona-Pandemie und nun, ganz aktuell, gegen Omikron, die neue Virusvariante.
Bei seinen längeren Ausführungen zu Corona wird Steinmeier sehr grundsätzlich. "Selten haben wir so hautnah erfahren, wie gefährdet unser menschliches Leben und wie unvorhersehbar die Zukunft ist – der nächste Monat, die nächste Woche, ja der nächste Tag."
Dank allen Helfenden
Derzeit sterben - Steinmeier nennt diese Zahlen nicht konkret - in Deutschland zwischen 400 und 500 Menschen pro Tag an Corona. Täglich werden rund eine Million Menschen geimpft. Die allermeisten, betont Steinmeier, hätten "die Chance erkannt", die in der Impfung liege. Der Präsident dankt den Wissenschaftlern, Ärztinnen und Pflegern, Ordnungskräften und Mitarbeitern in den Ämtern. "Sie alle tun ihr Bestes."
Aber das Handeln des Staates allein reiche nicht aus, mahnt Steinmeier und ruft dazu auf, sich impfen zu lassen und die Schutzmasken zu tragen. "Es kommt auf uns an, auf jeden Einzelnen!" Er danke "aus vollem Herzen der großen, oft stillen Mehrheit in unserem Lande", die umsichtig und verantwortungsvoll handele.
Vom gesellschaftlichen Streit um die richtigen Maßnahmen kommt Steinmeier auf Frust und Gereiztheit, "Entfremdung und leider auch offene Aggression". "Bitte denken wir daran: Wir sind ein Land! Wir müssen uns auch nach der Pandemie noch in die Augen schauen können. Und wir wollen auch nach der Pandemie noch miteinander leben." Es gehe heute um Vertrauen und Verantwortung und ein richtiges Verständnis von Freiheit. "Freiheit, Vertrauen, Verantwortung: Darüber, was das bedeutet, werden wir uns verständigen müssen – auch in Zukunft und auch in anderen großen Fragen wie etwa dem Klimaschutz."
In einer kurzen Passage erwähnt Steinmeier die Flutkatastrophe von Mitte Juli, die das Leben von zigtausenden Deutschen auf den Kopf stellte und bei der mehr als 180 Menschen ums Leben kamen, und dankt für die große Hilfsbereitschaft, "die riesige Solidarität".
Sorgen um Osteuropa
Und ein einziger Satz gilt deutlich der Außenpolitik. "Wir machen uns Sorgen über das, was wir aus vielen Teilen unserer unruhigen Welt hören, gerade auch aus Osteuropa", sagt Steinmeier. Das lässt an dierussische Drohkulisse an der Grenze zur Ukraine denken, auch an die spannungsreiche Situation an der Grenze zwischen Belarus und Polen.
Steinmeier spricht ähnlich knapp Afghanistan an, das im August und September im Blick der Weltöffentlichkeit stand. "Wir denken an unsere Soldatinnen und Soldaten, die aus Afghanistan heimgekehrt sind, und auch an die Menschen, die dort in Not und Hunger zurückgeblieben sind.
"Gott segne euch alle auf der guten Erde."
Der Bundespräsident erinnert zum Abschluss seiner Ansprache an eine mehr als 50 Jahre alte Szene. An Heiligabend 1968 - da war Frank-Walter Steinmeier zwölf Jahre alt - kreiste Apollo 8 als erstes bemanntes Raumschiff überhaupt um den Mond.
"Damals lasen die drei Astronauten von Apollo 8 den Anfang der biblischen Schöpfungsgeschichte vor, und sie beschlossen ihre weihnachtliche Botschaft mit den Worten: 'Gott segne euch alle auf der guten Erde", erinnert Steinmeier. Gemeinsam mit seiner Frau wünsche er, "dass es für uns alle die gute Erde bleibe, dass es für uns alle eine gute Zukunft gebe". Im Februar kandidiert er für eine zweite, wiederum fünfjährige Amtszeit. Dass er wiedergewählt wird und sich in einem Jahr erneut an die Deutschen wendet, ist sehr wahrscheinlich.


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