Vor dem Krieg haben Anastasia und Iurianna in einem Fotostudio in Lwiw in der Westukraine gearbeitet. Als Model und Fotografin. Doch der Krieg hat ihre berufliche Zukunft und ihr Zuhause zerstört. Jetzt sind sie auf der Suche nach einem Neuanfang.
Iurianna erinnert sich an ihr schönes Leben vor dem Krieg: "Früher bin ich mit meinen Freunden sehr viel auf Partys unterwegs gewesen, in Clubs und bei Fashion Shows." Bis vor wenigen Wochen hat die 30-Jährige noch als Fotografin und Model in Lwiw in der Westukraine gearbeitet, gemeinsam mit ihrer Freundin Anastasia.
Die 24-jährige Anastasia wäre am liebsten in der Ukraine geblieben, doch ihre Eltern haben sie weggeschickt, damit zumindest die Tochter in Sicherheit ist. Ihre Freunde, die jungen Männer, mit denen sie noch im Februar gefeiert haben, stehen jetzt an der Front.
Nach acht Tagen Flucht mit dem Auto sind sie in Bayern angekommen, zunächst in einer Münchner Massenunterkunft, dann im Benediktiner-Kloster St. Ottilien. Über das ukrainische Helfer-Netzwerk haben sie schließlich eine Wohnung in Sulz im österreichischen Vorarlberg gefunden, kostenlos zur Verfügung gestellt von einem österreichischen Bauunternehmer.
In Sulz gefällt es ihnen gut, die Menschen sind hilfsbereit, mit ihnen im gleichen Haus leben andere ukrainische Geflüchtete, wie sie sagen. Doch die schlechten Nachrichten aus der Ukraine erreichen sie auch hier. Und sie können kaum etwas anderes tun als warten: Warten auf das Kriegsende, auf ihre Dokumente, auf ihre Arbeitserlaubnis. "Die Zeit vergeht hier sehr, sehr langsam", meint Iurianna. Vor dem Krieg war das ganz anders: Damals hat sie viel gearbeitet, und auch viel gefeiert.
Anfangs haben beide Frauen gehofft, der Krieg wäre nach kurzer Zeit vorbei. Mittlerweile haben sie verstanden: Es gibt so schnell kein Zurück mehr. "Mein Zuhause ist zerstört, mein Arbeitsplatz ist weg", sagt Anastasia. Sie hat begriffen: Das Leben auf dem Laufsteg ist für die 24-Jährige nun in weite Ferne gerückt. Sie will schnell Geld verdienen, um ihre Familie und Freunde in der Ukraine unterstützen. Kürzlich hat sie das Angebot bekommen, als Reinigungskraft in einem Hotel zu arbeiten. Sie hat zugesagt. Vielleicht kann sie später eine Ausbildung beginnen, irgendwann, wenn sie besser Deutsch spricht.
Ihre Freundin Iurianna hingegen hält weiter an ihren Träumen fest. Kürzlich hat sie ihre Fotos einem Fotografen in Dornbirn gezeigt, er versprach die beiden Freundinnen zu unterstützen. Denn Iurianna hat ihren Computer mitgenommen auf die Flucht, Anastasia dagegen nicht. Vor wenigen Tagen hat die 30-Jährige eine Einladung zum Casting bekommen. Vielleicht kann sie ja ihren Traum vom Modeln noch mal neu starten. In Deutschland.
Autor: Astrid Uhr
Aus der TV-Sendung vom 11.05.2022
Mehr zu STATIONEN: br.de/stationen
STATIONEN in der BR-Mediathek: https://www.br.de/mediathek/sendung/stationen-av:584f4bfb3b467900117be3c9
#flucht #krieg #fotomodel
Iurianna erinnert sich an ihr schönes Leben vor dem Krieg: "Früher bin ich mit meinen Freunden sehr viel auf Partys unterwegs gewesen, in Clubs und bei Fashion Shows." Bis vor wenigen Wochen hat die 30-Jährige noch als Fotografin und Model in Lwiw in der Westukraine gearbeitet, gemeinsam mit ihrer Freundin Anastasia.
Die 24-jährige Anastasia wäre am liebsten in der Ukraine geblieben, doch ihre Eltern haben sie weggeschickt, damit zumindest die Tochter in Sicherheit ist. Ihre Freunde, die jungen Männer, mit denen sie noch im Februar gefeiert haben, stehen jetzt an der Front.
Nach acht Tagen Flucht mit dem Auto sind sie in Bayern angekommen, zunächst in einer Münchner Massenunterkunft, dann im Benediktiner-Kloster St. Ottilien. Über das ukrainische Helfer-Netzwerk haben sie schließlich eine Wohnung in Sulz im österreichischen Vorarlberg gefunden, kostenlos zur Verfügung gestellt von einem österreichischen Bauunternehmer.
In Sulz gefällt es ihnen gut, die Menschen sind hilfsbereit, mit ihnen im gleichen Haus leben andere ukrainische Geflüchtete, wie sie sagen. Doch die schlechten Nachrichten aus der Ukraine erreichen sie auch hier. Und sie können kaum etwas anderes tun als warten: Warten auf das Kriegsende, auf ihre Dokumente, auf ihre Arbeitserlaubnis. "Die Zeit vergeht hier sehr, sehr langsam", meint Iurianna. Vor dem Krieg war das ganz anders: Damals hat sie viel gearbeitet, und auch viel gefeiert.
Anfangs haben beide Frauen gehofft, der Krieg wäre nach kurzer Zeit vorbei. Mittlerweile haben sie verstanden: Es gibt so schnell kein Zurück mehr. "Mein Zuhause ist zerstört, mein Arbeitsplatz ist weg", sagt Anastasia. Sie hat begriffen: Das Leben auf dem Laufsteg ist für die 24-Jährige nun in weite Ferne gerückt. Sie will schnell Geld verdienen, um ihre Familie und Freunde in der Ukraine unterstützen. Kürzlich hat sie das Angebot bekommen, als Reinigungskraft in einem Hotel zu arbeiten. Sie hat zugesagt. Vielleicht kann sie später eine Ausbildung beginnen, irgendwann, wenn sie besser Deutsch spricht.
Ihre Freundin Iurianna hingegen hält weiter an ihren Träumen fest. Kürzlich hat sie ihre Fotos einem Fotografen in Dornbirn gezeigt, er versprach die beiden Freundinnen zu unterstützen. Denn Iurianna hat ihren Computer mitgenommen auf die Flucht, Anastasia dagegen nicht. Vor wenigen Tagen hat die 30-Jährige eine Einladung zum Casting bekommen. Vielleicht kann sie ja ihren Traum vom Modeln noch mal neu starten. In Deutschland.
Autor: Astrid Uhr
Aus der TV-Sendung vom 11.05.2022
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