Der Untergang der „Estonia“ vor 30 Jahren | Terra X

Als die Estonia am Abend des 27. Septembers 1994 ihren Heimathafen Tallinn in Richtung Stockholm verlässt, ahnt niemand, dass sie ihr Ziel nie erreichen wird. Die Ostseefähre sinkt während eines schweren Unwetters auf ungefähr halber Strecke. Versuche der Crew, das Schiff zu retten, schlagen fehl. Wer es rechtzeitig von Bord in eine der Rettungsinseln schafft, muss teilweise die ganze Nacht auf hoher See ausharren, bis Hilfe kommt. Am Ende sterben 852 Menschen.
Eine Untersuchungskommission aus Schweden, Estland und Finnland nennt in einem gemeinsamen Gutachten die abgerissene Bugklappe als offiziellen Grund für den Untergang. Doch bis heute gibt es Zweifel an dieser Version. Die Gründe dafür sind vielfältig:
So werden wichtige Beweisstücke, wie ein Sicherungsbolzen der Bugklappe, einfach in der Ostsee entsorgt. Um die Totenruhe der Opfer zu wahren, will die schwedische Regierung das Wrack außerdem mit Beton und Geröll versiegeln. Das Vorhaben scheitert zwar am Widerstand der Hinterbliebenen, die Leichen im Wrack wurden aber bis heute nicht geborgen. Und das, obwohl die Estonia in nur 80 Metern Tiefe liegt. Gesetzlich ist es sogar verboten, sich der Unglücksstelle zu nähern, geschweige denn nach dem Wrack zu tauchen. Dem widersetzen sich schwedische Dokumentarfilmer und entdecken 2020 bei Tauchgängen ein großes Loch im Rumpf der „Estonia”.
Zündstoff für verschiedene (Verschwörungs-)Theorien, wonach die „Estonia” von einem U-Boot gerammt worden sei, es Explosionen an Bord gegeben oder die Fähre militärische Fracht transportiert habe. Auch die Mafia soll laut manchen ihre Finger im Spiel gehabt haben. Beweise dafür gibt es auch nach neueren Ermittlungen nicht.

Quellen und Literatur:
Untersuchungsbericht: https://riksarkivet.se/Media/pdf-filer/NAD/JAIC-haverirapport.pdf
https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Estonia-Untergang-Eine-Faehre-wird-zum-Spielball-der-Wellen,estonia112.html
https://www.ndr.de/geschichte/Animation-So-sank-die-Estonia,estonia154.html
https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Estonia-Schwedens-Staatsanwaltschaft-ermittelt-nicht-weiter,estonia302.html
https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Estonia-Unglueck-gibt-viele-Raetsel-auf,estonia214.html
Bericht Überlebender: https://www.ndr.de/geschichte/Estonia-Unglueck-Das-war-wie-im-Film,estonia114.html
https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Estonia-Untergang-Kritik-und-offene-Fragen-nach-Ermittlungen,estonia116.html
https://www.fr.de/panorama/auf-tauchgang-in-der-grauzone-90180317.html
https://www.rnd.de/politik/passagier-622-nilsson-karl-tot-5XZNFFJ6D6WBWGLWMQYZQ6XGDY.html
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/das-ratsel-des-untergangs-der-ms-estonia-4104952.html
https://www.theguardian.com/world/2020/oct/04/maybe-now-well-get-some-answers-film-maker-challenges-official-story-of-estonia-ferry-disaster
https://taz.de/Estonia-fuer-Waffenschmuggel-benutzt/!665351/
https://www.profil.at/ausland/untergang-der-estonia-ein-15000-tonnen-schweres-geheimnis/401463343
https://www.vrak.se/en/wrecks-and-remains/#/map l
https://www.spiegel.de/panorama/estonia-unglueck-mit-852-toten-dokumentarfilm-liefert-neue-beweise-zum-untergang-faehre-a-2dfc4d11-179c-442b-a80c-a8ab68e22a47
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/estonia-katastrophe-keine-hinweise-auf-explosion-101.html
https://www.welt.de/vermischtes/article243373533/Estonia-Faehre-Ermittler-sehen-keinen-Hinweis-fuer-Explosion.html

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Autor: Nico Petrowsky
Sprecherin: Juana Guschl
Schnitt: Anne Westphal

Dieses Video ist eine Produktion von objektiv media im Auftrag des ZDF.