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PEGIDA – Wie weiter? COMPACT-Live (Götz Kubitschek, Jürgen Elsässer, Kathrin Oertel)

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Vor Monaten noch war es schwer vorstellbar, einen stilbewussten Denker wie Götz Kubitschek vor den indezenten Bannern des COMPACT-Magazins zum Publikum und in eine Kamera sprechen zu hören. Nun ließ sich der „Neurechte“ gar in ein öffentliches Gespräch mit dem „Nationalbolschewiken“ Elsässer ein, der doch noch Anfang der Neunziger ein prägender Kopf der antideutschen Ideologie war.
Mit Pegida entstand, wie Elsässer sagt, eine der letzte Hoffnungen auf die Wiederherstellung der Souveränität des Volkes. Rund hundertfünfzig Zuhörer hatten sich zu COMPACT-Live im Restaurant „Zum Steiger“ versammelt. Manierliche und gescheite Leute jeden Alters und beiderlei Geschlecht hatten sich eingefunden. Beide Redner gaben zunächst eine kurze Einschätzung der Lage, die im Inhalt fast deckungsgleich war und im Ausdruck naturgemäß differierte. Kubitschek bewirkte zustimmendes Nicken im Publikum, als er die Ausschlusssmechanismen der freien Gesellschaft aufzeigte, die den Widerstand nicht bricht, sondern einatmet. Der Gegner sei unsichtbar. Enttäuscht zeigte er sich vom Verhalten vieler Weggefährten, die nun im entscheidenden Augenblick nicht mehr zur Stelle seien, bedauert die politische Zähmung der „Jungen Freiheit“, die 25 Jahre durchgestanden hätte, um sich jetzt in den wichtigsten Fragen mit Hans-Olaf Henkel einig zu sein. Enttäuschend sei auch die AfD selbst, der Pegida einen veritablen innerparteilichen Ost-West-Konflikt beschert hat.
Jürgen Elsässer verweist auf den selbstverständlichen Nationalismus der alten Linken und kommt zu der Einsicht, dass die erstrebte Querfront sich nur von Rechts nach Links aufbauen ließe. Dem hält Götz Kubitschek entgegen, dass zunächst die Rehabilitierung der Rechten durch die Linke geleistet werden müsse. Auch betonte er seine anhaltende Distanz zu jedem gesellschaftlichen Experiment, für das die Linke immer noch steht. Kubitschek hält den Menschen für nicht optimierbar und wiederholte seine Prägung aus seiner zweiten Rede bei Legida: „Der Mensch ist ein Entwurf Gottes“. Damit trat zugleich der eigentliche Anlass des Treffens hervor: Beide Referenten hatten schon im Vorfeld klargestellt, dass sie dem Auftritt von Gert Wilders gelinde gesagt skeptisch gegenüberstehen. Sie sind sich darin einig, dass Pegida sich nicht in eine Frontstellung gegen den Islam ziehen lassen darf. Auch die Überzeugungen von Tatjana Festerling wurden in ihrer Ambivalenz für die Ziele von Pegida beleuchtet, ihr Antritt zur OB-Wahl aber von beiden befürwortet. Elsässer wies darauf hin, dass er den Ansatz von HoGeSa zutreffender fand, nämlich eine Position nicht gegen den Islam, sondern gegen die Salafisten einzunehmen, zu deren Opfern in den Bürgerkriegsländern an erster Stelle die einfachen Muslime gehören.
Kubitschek schätzte die Einladung von Pegida an Wilders richtig als einen taktischen Zug ein. Die Popularität von Wilders sollte als „Presslufthammer gegen die Schweigemauer“ wirken. Doch das Dresdner Publikum ließ kein Zweifel daran, dass diese Maxime für Pegida nicht gelten kann. Der große William Shakespeare konnte einem in den Sinn kommen, die Rede des Marc Anton, der nach dem Tyrannenmord wirkungsvoll den Bürgerkrieg anheizte: Er weckte das Andenken an Cäsars Mut und Güte und verkündete nach jedem zweiten Satz: „But Brutus is a honorable man.“ (Aber Brutus ist ein ehrenwerter Mann) So tönte auch Wilders: „Ihr seid Helden!“, um diese Helden dann zum Kanonenfutter in einem Stellvertreterkrieg hinzulenken. Lorenz Jäger meint in seinem Buch weiter, die Position Geert Wilders´ „islamfeindlich“ zu nennen „wäre fast schon eine Untertreibung“.
Eine unzulässige Übertreibung dagegen ist es, die sehr heterogene Mischung der Pegida als Umstürzler darzustellen. Es handelt sich vielmehr um einen Querschnitt der Gesellschaft, der tatsächlich am treffendsten als Volk beschrieben ist.
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