Ankunft in Almanya! Am 30. Oktober 1961 schließt die Bundesrepublik ein Anwerbeabkommen mit der Türkei. Denn im „Wirtschaftswunderland“ herrscht zwar Aufschwung, doch es fehlt an Arbeitskräften. Zunächst werden ab 1955 dringend benötigte Arbeitskräfte aus Italien, Griechenland und Spanien ins Land geholt. Daraufhin drängt auch der NATO-Partner Türkei auf ein Abkommen, um den eigenen Arbeitsmarkt zu entlasten. Das deutsch-türkische Abkommen weist jedoch einen entscheidenden Unterschied zu den Verträgen mit den anderen Ländern auf: Die „Gastarbeiter“ aus der Türkei sollen bereits nach zwei Jahren in ihre Heimat zurückkehren. Ein langfristiger Aufenthalt in der Bundesrepublik ist nicht erwünscht. Dementsprechend gibt es auch keine Maßnahmen zur Integration. Auch der Familiennachzug ist türkischen Gastarbeitern bis 1964 nicht gestattet. Deren Alltag beschränkt sich daher meist auf die Arbeit im Betrieb und das Leben im Wohnheim.
1973 kippt die Stimmung: „Ghettos in Deutschland. Eine Million Türken“, titelt der Spiegel. Dazu kommt: die Bundesrepublik steckt in einer Wirtschaftskrise – und verhängt einen Anwerbestopp für Gastarbeiter. Wer bereits in Deutschland ist, bleibt trotzdem häufig hier. Zu unsicher sind die Perspektiven in der Türkei. Längst folgen Ehepartner und Kinder ihren Angehörigen nach Deutschland – seit 1964 ist auch türkischen Gastarbeitern der Familiennachzug erlaubt.
Anfang der 90er Jahre steigen die Zahlen der Asylbewerber im wiedervereinigten Deutschland stark an. Vielerorts erhalten Rechtsradikale Zulauf. Der Hass auf alles Fremde entlädt sich in gewalttätigen Aktionen gegen ausländische, meist muslimische Einwanderer. Die Brandanschläge von Mölln und Solingen, bei denen acht Menschen sterben, sind trauriger Höhepunkte der Gewalt. Zugleich rütteln sie die Deutschen wach. Überall finden spontane Großdemonstrationen gegen Fremdenhass statt. Auch die Politik lenkt ein: Deutschland bezeichnet sich 1999 erstmals offiziell als Einwanderungsland. Heute leben knapp drei Millionen Türkischstämmige in Deutschland. Doch noch immer haben sie mit Vorurteilen zu kämpfen. Viele haben das Gefühl, nicht die gleichen Chancen zu bekommen – auch 60 Jahre nach dem Anwerbeabkommen.
00:00 Intro
00:18 Schwierige Anfänge
05:05 Enttäuschte Erwartungen
10:54 Fremde Heimat?
Autor: Stefan Mausbach
Schnitt: Laszlo Bredy
Grafik: Anna-Lena Neidlinger
Dieses Video ist eine Produktion des ZDF.
#TerraX #Anwerbeabkommen #gastarbeiter
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1973 kippt die Stimmung: „Ghettos in Deutschland. Eine Million Türken“, titelt der Spiegel. Dazu kommt: die Bundesrepublik steckt in einer Wirtschaftskrise – und verhängt einen Anwerbestopp für Gastarbeiter. Wer bereits in Deutschland ist, bleibt trotzdem häufig hier. Zu unsicher sind die Perspektiven in der Türkei. Längst folgen Ehepartner und Kinder ihren Angehörigen nach Deutschland – seit 1964 ist auch türkischen Gastarbeitern der Familiennachzug erlaubt.
Anfang der 90er Jahre steigen die Zahlen der Asylbewerber im wiedervereinigten Deutschland stark an. Vielerorts erhalten Rechtsradikale Zulauf. Der Hass auf alles Fremde entlädt sich in gewalttätigen Aktionen gegen ausländische, meist muslimische Einwanderer. Die Brandanschläge von Mölln und Solingen, bei denen acht Menschen sterben, sind trauriger Höhepunkte der Gewalt. Zugleich rütteln sie die Deutschen wach. Überall finden spontane Großdemonstrationen gegen Fremdenhass statt. Auch die Politik lenkt ein: Deutschland bezeichnet sich 1999 erstmals offiziell als Einwanderungsland. Heute leben knapp drei Millionen Türkischstämmige in Deutschland. Doch noch immer haben sie mit Vorurteilen zu kämpfen. Viele haben das Gefühl, nicht die gleichen Chancen zu bekommen – auch 60 Jahre nach dem Anwerbeabkommen.
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