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Corona Update: Merkel fordert härteren Lockdown | DW Nachrichten

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Es sollte ein "Wellenbrecher" sein, um die im Oktober exponentiell gestiegenen Corona-Infektionszahlen wieder in einen akzeptablen Bereich zu drücken: Anfang November wurden alle Restaurants, Cafés und Bars geschlossen. Außerdem Theater, Kinos, Fitnessstudios und vieles mehr. Geschäfte sind hingegen geöffnet, Schulen und Kindergärten laufen weitgehend im Normalbetrieb. Die Einschränkungen des Teil-Lockdowns folgen der Idee, alles zu verbieten, was Spaß macht und mit Freizeit verbunden ist, dabei aber die Wirtschaft möglichst zu schonen. Die Menschen sollen arbeiten und den Rest der Zeit am besten zu Hause verbringen.

Infektionsschutz ist in Deutschland Sache der 16 Bundesländer. Was wo erlaubt oder verboten ist, bestimmen die Landesregierungen in Eigenregie. Die Bundesregierung hat wenig Einflussmöglichkeiten. Zwar hat sich die Kanzlerin, die eine Verfechterin von strengen Auflagen ist, schon mehrfach mit den Ministerpräsidenten getroffen und teilweise stundenlang hitzig diskutiert, aber am Ende musste sie sich meistens geschlagen geben.
Die Infektionszahlen in Deutschland seien "Anlass zur Sorge", sagt am Montag in Berlin der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert. "Das ist weit entfernt von der erhofften Trendwende." Schon zweimal wurde der Lockdown light verlängert, inzwischen bis zum 10. Januar. Kaum jemand glaubt noch daran, dass das die letzte Verlängerung war. Deutschland ist in der Corona-Pandemie weit vom Musterschüler entfernt, der es in der ersten Welle war. Lagen die Infektionszahlen im Frühjahr in der Spitze bei 6000 pro Tag, sind es aktuell fast viermal so viele. Mehr als 4000 COVID-19 Patienten werden derzeit auf deutschen Intensivstationen behandelt. Im Frühjahr waren es in der Spitze etwa 2850. Deutschlandweit sind pro Klinik im Schnitt nur noch drei Intensivbetten frei. Laut Intensivmediziner-Verband DIVI stirbt jeder zweite beatmete Intensivpatient in der Klinik.

Der SPD-Gesundheitsexperte und Epidemiologe Karl Lauterbach hat seine Forderung nach einem härteren Lockdown erneuert. Ansonsten drohten über Monate hinweg große Schwierigkeiten, die menschlich nicht vertretbar wären, sagte er der "Passauer Neuen Presse". Wir würden bis Ende Januar mit zusätzlichen 25.000 Todesfällen rechnen müssen. Zuvor hatte bereits Bundesgesundheitsminister Jens Spahn schärfere Maßnahmen angedeutet. Gegenüber dem Fernsehsender Phoenix sagte er, kurze und umfassende Beschränkungen seien wahrscheinlich der erfolgreichere Ansatz. Dabei schloss er auch eine erneute Schließung des Einzelhandels nicht aus. Auch der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), sagte im ARD-Fernsehen, er könne sich weitere Einschränkungen im Einzelhandel nach dem Weihnachtsgeschäft und in Schulen sehr gut vorstell. Experten der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina beraten die Bundesregierung in Sachen Corona. Da die Infektionszahlen weiter steigen, empfehlen sie, nach Weihnachten Läden weitestgehend zu schließen.

Es gibt jedoch auch Gegenstimmen. So spricht sich Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) gegen neue Beschränkungen aus. Er teile nicht die Auffassung: "Wenn wir alles dichtmachen, dann sind die Infektionen weg", sagte er in einem Zeitungsinterview. Stattdessen sei eine Konzentration auf Bereiche notwendig, in denen Infizierte mit Symptomen auftreten, wie Alten- und Pflegeheime.

Aktuell meldet das Robert Koch-Institut 14.054 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden. Das waren 450 mehr als vor einer Woche. Die Zahl der an oder mit Corona Gestorbenen erhöhte sich um 423 auf 19.342. Bundesweit liegt die Sieben-Tage-Inzidenz, die die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche angibt, bei 147. Ziel der Politik ist es, die Zahl unter 50 zu drücken. Nur dann sind die Gesundheitsämter in der Lage, Infektionsketten nachzuverfolgen.

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coronavirus, pandemie, auswirkungen
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